Welpe steht vor leerem Futternapf auf Holzboden – Akzeptanz von Welpenfutter im Alltag

Die häufigsten Fehler beim Füttern kleiner Vierbeiner

Die ersten Wochen mit einem Welpen sind aufregend – voller Neugier, Kuscheleinheiten und Missverständnisse. Besonders bei der Fütterung wollen viele alles richtig machen, greifen aber ausgerechnet dabei oft daneben. Zwischen gutem Willen, falschen Tipps und übervollen Näpfen entstehen Fehler, die langfristig die Gesundheit beeinträchtigen können. Was junge Hunde wirklich brauchen, hängt stark vom richtigen Umgang mit ihrem Futter ab.


Warum das richtige Füttern so entscheidend ist

Ernährung im Wachstum ist kein Nebenbei-Thema. Knochen, Organe, Gelenke und das Immunsystem entwickeln sich in rasantem Tempo. Futterfehler in dieser Zeit wirken sich oft erst später aus – durch Gelenkprobleme, Verdauungsbeschwerden oder Verhaltensauffälligkeiten. Je besser das Welpenfutter an das Alter, die Rasse und den Alltag des jungen Hundes angepasst ist, desto stabiler wird sein Fundament für ein langes, gesundes Leben.

1. Zu viel auf einmal

Ein Welpe wirkt oft hungrig – besonders dann, wenn er bereits gelernt hat, dass bettelndes Verhalten Erfolg bringt. Viele Halter schütten daher zu große Mengen ins Näpfchen. Doch das Verdauungssystem ist noch unreif. Große Portionen überfordern den Magen und führen schnell zu Blähungen, Unwohlsein oder Durchfall. Das Immunsystem kann darunter leiden – und die Futterverwertung sinkt. Die Lösung: lieber vier kleine Mahlzeiten am Tag geben, zeitlich gleichmäßig verteilt.

2. Keine klare Futterstruktur

Heute Trockenfutter, morgen Dosenfleisch, übermorgen gekochtes Hühnchen – was aus menschlicher Sicht nach Abwechslung klingt, ist für den Welpen-Darm oft purer Stress. Junge Hunde brauchen Routine. Die Verdauungsenzyme stellen sich auf bestimmte Nährstoffe ein. Häufige Futterwechsel führen zu Unverträglichkeiten oder einem wählerischen Essverhalten. Wer langfristig bei einer hochwertigen Sorte bleibt, unterstützt die Stabilität der Darmflora – ein Schlüssel zur Gesundheit.

3. Zu viele Leckerli

Ob fürs „Sitz“, das Herankommen oder einfach nur für den süßen Blick: Snacks sind in der Welpenerziehung allgegenwärtig. Doch jedes Leckerli zählt zur Tageskalorienmenge. Wenn Snacks das Hauptfutter verdrängen, fehlt es schnell an essenziellen Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen. Übergewicht im Welpenalter belastet Knochen und Gelenke – und führt häufig zu chronischen Problemen im Erwachsenenalter. Richtwert: Leckerli sollten nie mehr als 10 % der Tagesration ausmachen.

Hundebesitzer gibt Welpe Futterbelohnung im Freien – Training mit Welpenfutter

4. Falsche Zusammensetzung

Nicht jedes Futter, das „für Welpen geeignet“ beworben wird, ist tatsächlich bedarfsgerecht. Viele Produkte enthalten zu viel Fett, Zucker oder minderwertige Proteinquellen. Besonders kritisch: das Kalzium-Phosphor-Verhältnis. Ist es unausgewogen, kann das zu Knochenfehlstellungen führen. Auch ein zu hoher Energiegehalt ist problematisch – das Wachstum läuft dann zu schnell, was das Skelett überlastet. Empfehlung: nur Futter mit „Alleinfutter“-Kennzeichnung verwenden und auf transparente Deklarationen achten.

5. Menschennahrung als Ersatz

Es ist gut gemeint, aber selten gut gemacht: Wer seinem Welpen regelmäßig Essensreste gibt, setzt ihn einem hohen Risiko aus. Viele Lebensmittel, die für uns harmlos sind, sind für Hunde gefährlich – darunter Zwiebeln, Knoblauch, Trauben oder Süßstoffe wie Xylit. Selbst harmlose Speisen wie Käse, Brot oder Nudeln enthalten kaum verwertbare Nährstoffe für Hunde, aber viele Kalorien. Junge Tiere lernen zudem schnell, dass Tischreste lohnender sind als Futter – und werden wählerisch.

6. Wasser wird vergessen

Klingt banal, ist aber essenziell: Ein Napf mit frischem Wasser muss immer bereitstehen. Besonders bei der Fütterung mit Trockenfutter ist der Flüssigkeitsbedarf hoch – sonst drohen Verstopfung und Nierenbelastung. Welpen haben zudem noch kein zuverlässiges Durstempfinden. Wer Futter gibt, muss auch für Flüssigkeit sorgen. Ein sauberer Napf, täglich frisch befüllt, gehört zur Grundversorgung.

7. Keine tierärztliche Kontrolle

Onlineforen, Züchtertipps oder Bekannte – viele Welpenbesitzer orientieren sich an Erfahrungswerten. Doch jeder Hund ist anders. Rasse, Aktivitätslevel, Gesundheitszustand und Entwicklungsgeschwindigkeit beeinflussen den Bedarf. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle beim Tierarzt, ergänzt durch eine professionelle Futterberatung, deckt potenzielle Fehlentwicklungen früh auf. Besonders bei großwüchsigen Rassen ist das entscheidend für gesunde Gelenke.

Welpe steht vor leerem Futternapf auf Holzboden – Akzeptanz von Welpenfutter im Alltag


Interview mit Tierärztin Dr. Sandra Lenz: „Futter ist Erziehung auf molekularer Ebene“

Dr. Sandra Lenz ist Fachtierärztin für Kleintiere mit Schwerpunkt Ernährung und Welpenentwicklung. Im Gespräch erklärt sie, warum Welpenfütterung mehr ist als eine Frage der Portionsgröße – und welche unterschätzten Punkte viele Halter nicht auf dem Schirm haben.

Frau Dr. Lenz, warum ist die Ernährung in den ersten Lebensmonaten so sensibel?
Weil in dieser Zeit unglaublich viel passiert. Knochenwachstum, Immunsystem, Organreife – das alles baut auf einer soliden Nährstoffbasis auf. Futter entscheidet in dieser Phase nicht nur über die körperliche Entwicklung, sondern auch über Verhalten, Resilienz und sogar Allergieneigungen.

Was sollte man beim Futterkauf besonders beachten?
Weniger auf Werbeversprechen hören, mehr auf die Deklaration. Ein gutes Welpenfutter sollte als „Alleinfuttermittel für heranwachsende Hunde“ ausgezeichnet sein und eine offene Zusammensetzung haben. Tierische Proteine sollten an erster Stelle stehen. Ich empfehle, auf EU-Produktion, Qualitätssiegel und transparente Analysen zu achten.

Was halten Sie von BARF für Welpen?
BARF kann funktionieren – aber nur unter professioneller Begleitung. Ich sehe in der Praxis leider viele unausgewogene Eigenkreationen, die zu Kalzium-Phosphor-Fehlverhältnissen oder Mangelerscheinungen führen. Wer unbedingt barfen will, sollte das Rezept von einem spezialisierten Tierernährungsberater erstellen lassen.

Wird das Thema zu sehr dramatisiert – oder unterschätzt?
Beides. Manche Halter machen sich verrückt wegen jeder Zutat. Andere kippen alles in den Napf, was übrig bleibt. Der Mittelweg fehlt oft. Mir ist wichtig: Ernährung ist Erziehung auf molekularer Ebene. Was der Hund lernt – Geschmack, Fressverhalten, Gewöhnung – prägt ihn ein Leben lang.

Was sind typische Anzeichen dafür, dass das Futter nicht passt?
Blähungen, weicher oder übelriechender Kot, stumpfes Fell oder Juckreiz. Auch sehr wechselhaftes Fressverhalten kann ein Hinweis sein. Viele Halter deuten das als „wählerisch“ – dabei steckt oft eine Unverträglichkeit dahinter. Im Zweifel: Futteranalyse beim Tierarzt.

Ihr wichtigster Ratschlag für frischgebackene Welpenhalter?
Geduld. Kein Hund entwickelt sich nach Plan. Füttern Sie strukturiert, beobachten Sie Ihr Tier genau – und holen Sie sich lieber einmal zu viel Rat. Ernährung ist nichts, was man im Vorbeigehen richtig macht. Aber wer dranbleibt, hat langfristig den gesünderen Hund.


Mehr als nur ein Napf

Futter ist kein Nebenprodukt der Haltung, sondern Basis fürs Leben. Wer sich mit den Bedürfnissen seines Welpen aktiv auseinandersetzt, erspart sich später Tierarztkosten, Probleme und Erziehungsstress. Fehler sind menschlich – wichtig ist, dass man sie erkennt und korrigiert. Junge Hunde brauchen Klarheit, Struktur und das Vertrauen, dass ihr Mensch weiß, was er tut. Auch beim Füttern.

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